Wir müssen dem Fachkräftemangel entschlossen entgegentreten

Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der Kreis-SPD diskutierte mit Bildungsministerin Britta Ernst über duale Ausbildung im Kreis und Land Sehr gut besucht war die Podiumsdiskussion der AfB am vergangenen Donnerstag in der Aula des Berufsbildungszentrums in Mölln. Viele Interessierte, Lehrer, Politiker oder Handwerker nutzten die Gelegenheit, der Bildungsministerin zuzuhören oder sich in die Diskussion auch mit Kreishandwerksmeister Markus Räth und Schulleiter Ulrich Keller einzubringen.


David Welsch (AfB),SPD- Bildungsministerin Britta Ernst, Kreishandwerksmeister Markus Räth, Schulleiter Ulrich Keller, Gitta Neemann-Güntner (AfB)

Britta Ernst machte deutlich, wie wichtig die duale Ausbildung in Schleswig Holstein sei, von 350 Berufen würden 277 Berufe ausgebildet. Insgesamt eine zufriedenstellende Leistung, allerding würden in den nächsten Jahren in Schleswig-Holstein rund 80.000 Fachkräfte fehlen, ein Grund mehr, sich jetzt auf den Weg zu machen, um proaktiv entgegenzuwirken. Ziel in Schleswig-Holstein müsse es sein, und dieses sei ihr ausdrücklicher Wunsch, jedem Schulabgänger einen Ausbildungsplatz zu garantieren, allein schon, um die Motivation der Schüler zu erhöhen. Bedenklich sei für die Ministerin der „Akademisierungswahn“, der zur Folge hat, dass Schulabsolventen mit einfachen Abschlüssen einfach keinen Ausbildungsplatz bekommen, weil Abiturienten vorgezogen würden.

Markus Räth ergänzte den Beitrag, indem er für den Kreis herausstellte, dass zurzeit 3700 Auszubildende in 480 Betrieben ausgebildet würden. Allerdings sei festzustellen, dass die Qualität der Schulabgänger in den letzten Jahren sehr nachgelassen hätte, es mangele nicht nur an Mathematik und Deutschkenntnissen sondern auch an Umgangsformen. Hier seien sowohl Elternhaus als auch Schule gefordert, dann hätte ein guter Hauptschüler sicher einfacher die Möglichkeit, eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Ulrich Keller machte noch einmal deutlich, welche Auswirkungen eine Verlagerung einiger Berufsschulklassen in sogenannte Bezirksfachklassen hätte, nämlich eine Schwächung des Standortes, insbesondere durch weniger Lehrerzuweisungen. Aber im großen Zusammenhang würden auch die Betriebe der Region geschwächt, die jetzt schon nicht alle Ausbildungsplätze besetzen könnten. Gerade die Berufsfelder, die aktuell als Bezirksfachklassen diskutiert werden wie z.B. Friseure oder Elektroniker seien nämlich „Lieblingsberufe“ der Asylbewerber und somit eine große Chance für die Region.

Die Ministerin hob diesbezüglich noch einmal hervor, dass natürlich die aktuelle Situation der Asylbewerber alle politischen Felder bewege und noch Vieles zu organisieren sei. An den Berufs-Bildungszentren allerdings müssten die DAZ-Klassen (Deutsch als Zweitsprache) unbedingt aufgestockt werden, weil nirgendwo sonst die Chance in Ausbildung zu kommen, besser sei als am BBZ.

Ein weiteres Instrument, um allen Jugendlichen eine berufliche Perspektive zu bieten, sei die Gründung von Jugend-Berufsagenturen, von denen zur Zeit fünf in Schleswig-Holstein als Pilotprojekt laufen und mit 200.000 Euro vom Land unterstützt werden.

Dazu äußerte sich Gitta Neemann-Güntner (AfB): „Jugend-Berufsagenturen sind eine zentrale Anlaufstelle für junge Menschen unter 25 Jahren , um Beratung und Unterstützung rund um Schule, Ausbildung, Berufswahl oder damit verbundenen persönlichen Problemen zu gewähren. Schule, Ausbildungsträger, jobcenter, Agentur für Arbeit und viele mehr arbeiten Hand in Hand, damit niemand durch das Netzt fällt. Ich kann mir eine Jugendberufsagentur für unseren Kreis gut vorstellen und daher wird die AfB in Kürze alle Akteure an einen Tisch bitten, um die Notwendigkeit zu diskutieren.“

David Welsch (AfB Vorsitzender) ergänzt: „Der Abend heute hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass alle Verantwortlichen für Ausbildung im Kreis sich regelmäßig austauschen und auch fachkundige Beiträge von Bürgern, bzw. am heutigen Abend von Handwerkern und Lehrern, in die Diskussion einfließen. Die Ausführungen der Ministerin waren hilfreich und zeigen, dass der Kreis auf einem guten Weg ist, allerdings sind noch „einige Baustellen“ zu bewegen.