Nachhaltige Landwirtschaft stärken – im Austausch mit der Bauerngemeinschaft Hamfelder Hof

Im Herbst 2020 hat die Bauerngemeinschaft „Hamfelder Hof“ ihren Milchpreis um 20-Cent pro Tüte erhöht. Auf den Milchtüten war damals zu lesen: „Es ist riskant. Wir wagen es trotzdem.“ Nun wollte ich gerne wissen, wie die Resonanz auf diese Aktion war und welche Zukunftspläne die Bauerngemeinschaft hat. Gemeinsam mit der SPD-Europaabgeordneten Delara Burkhardt habe ich die Bauernmeierei in Mühlenrade besucht und kam dabei mit dem Geschäftsführer Janosch Raymann über nachhaltige Landwirtschaft ins Gespräch.

Ihm war besonders wichtig, uns deutlich zu machen: „Wir sind bereit, den Weg im Sinne einer artgerechten Tierhaltung im Einklang mit vielfältigen und intakten Ökosystemen zu gehen. Oft hakt es aber an den politischen Rahmenbedingungen. Diese passen zum Teil nicht zu den Lebenswirklichkeiten auf den Höfen.“ Als Beispiel nannte Raymann, dass Pioniere häufig das Nachsehen hätten, wenn freiwillige Leistungen schon erbracht und damit vor Förderbeginn umgesetzt würden. Oder auch dann, wenn beispielsweise freiwillig ein Knick geschaffen wurde, was später bedeuten könne: „Es muss für den freiwillig und auf eigene Kosten erstellten Knick ein Ausgleich angelegt werden, sollte doch mal eine Durchfahrt notwendig sein.“

Delara Burkhardt, umweltpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten dazu: „Wir müssen Höfe, die freiwillig mehr tun als sie müssten, besser unterstützen! Landwirt*innen wie Herr Raymann nehmen zeitlichen Aufwand und höhere Kosten in Kauf, weil sie überzeugt sind, das Richtige zu tun. Dabei profitieren wir alle von ihrer Arbeit. Die nächste Landesregierung muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Umwelt- und Naturschutz sowie soziale Standards sich wieder lohnen für die Landwirt*innen. Auch auf europäischer Ebene müssen wir hierfür endlich die notwendigen Mehrheiten organisieren.“

Wir entlasten die Umwelt, wenn wir mehr auf regionale und saisonale Lebensmittel setzen. Zudem fallen kürzere Transportwege und oft auch weniger Verpackungen und Müll an. Hierfür gilt es die politischen Weichen zu stellen. Wenn ich höre, dass Landwirte fast vier Jahre auf eine Genehmigung warten, um Ställe zu bauen, in denen eine kuhgebundene Kälberaufzucht möglich ist, sehe ich ganz dringend Handlungsbedarf. Der freiwillige Einsatz für unsere Umwelt und den Artenschutz braucht eine bessere Anerkennung.

Und wie waren nun die Reaktionen auf den erhöhten Milchpreis? „Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten, auch von denjenigen, die dies beim Einkaufen richtig im Geldbeutel merken. Das Bewusstsein für Lebensmittelqualität und Regionalität ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen“, so Raymann, der mit Blick auf die Corona-Zahlen froh ist, seine Türen zum „Gläsernen Besuchergang“ wieder öffnen und Führungen anbieten zu können. Hier können alle Interessierten einen Blick darauf werfen, wie Milch in Sauerrahmbutter verarbeitet wird oder ihren Weg in die Tüte findet.